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Essstörungen & Behandlung
Was sind Essstörungen?
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Essstörungen sind ernst zu nehmende psychische Erkrankungen, die sich auf das Essverhalten beziehen. Häufig steht hinter diesem zwanghaften Essverhalten der Wunsch nach Sicherheit und Kontrolle. Neben depressiven Verstimmungen und zwanghaften Zügen können auch Diäten sowie das Schlankheitsideal unserer heutigen Gesellschaft Auslöser sein.
Diäten, Vegetarismus sowie eine vegane Ernährungsweise sind nicht in erster Instanz als eine Störung zu interpretieren. Sollte die Beschäftigung mit der Ernährung und dem äußeren Erscheinungsbild ungesunde, obsessive Züge annehmen und sich zusehends auf die Gesundheit auswirken, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Welche Arten von Essstörungen gibt es?
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1. Anorexia Nervosa oder Magersucht
Wie die Bezeichnung Magersucht verrät, sind Betroffene sprichwörtlich süchtig nach einem sehr schlanken bis hin zu einem mageren Körperbild, haben große Angst zuzunehmen oder beschäftigen sich übermäßig mit Figur und Gewicht. Verminderte Nahrungsaufnahme, Abführmittel sowie gesteigerter sportlicher Eifer sind hierbei die gängigsten Methoden, um die Gewichtsabnahme voranzutreiben. Außerdem kann es bei einer Anorexie auch zu Essanfällen kommen, bei denen große Mengen Kalorien in kurzer Zeit aufgenommen werden. Anschließend erbrechen sich die Betroffenen, nehmen Diuretika ein oder treiben übermäßig Sport, um einer Gewichtszunahme entgegenzusteuern.
Entscheidend für die Diagnose Anorexie ist, dass das Körpergewicht mindestens 15% unterhalb des Normalgewichts liegt. Eine vereinfachte Berechnung des Normalgewichts ist durch den sogenannten BMI möglich. Der Body Mass Index erfasst die Höhe und das Gewicht in der Formel Gewicht (kg) : (Höhe in m x Höhe in m). Ein BMI unter 18.5 wird als untergewichtig eingestuft. Ein BMI zwischen 18.5 und 24.9 wird allgemein als gesund erachtet. Werte von 25 bis 29.9 gelten als übergewichtig und ab 30 spricht man von Adipositas. Häufig geht eine Anorexie auch mit sozialem Rückzug, einem hohen Leistungsideal bzw. Perfektionismus, depressiver Stimmung oder Gereiztheit einher. Langzeitfolgen einer Anorexie können beispielsweise ein Ausbleiben der Regelblutung, Osteoporose, Herzrythmusstörungen und mehr sein.
2. Bulimia Nervosa oder Ess-Brechsucht
Bulimische Menschen erleiden in regelmäßigen Abständen sogenannte Essanfälle, bei denen innerhalb von kurzer Zeit große Mengen Kalorien verzehrt werden. Um einer Gewichtszunahme vorzubeugen, versuchen sie, die Essensaufnahme ungeschehen zu machen. Dies erfolgt in der Regel durch Erbrechen, exzessiven Sport, das Nutzen von Abführmitteln sowie restriktives Essverhalten, d.h. das Weglassen von Mahlzeiten. Somit entsteht ein Teufelskreis aus Essanfällen und heimlichem, gewichtsreduzierendem Verhalten.
Der entscheidende Unterschied zwischen Bulimie und Magersucht ist, dass die Betroffenen meist normalgewichtig sind. Auch Bulimiker beschäftigen sich übermäßig mit Themen wie Figur und Gewicht, empfinden sich als zu dick und befürchten eine Gewichtszunahme. Langzeitfolgen einer Bulimie können zum Beispiel Zahnschäden, Haarausfall, Schlafstörungen und mehr sein.
3. Binge Eating-Störung
Kennzeichnend für Menschen, die an Binge Eating leiden, sind regelmäßige Essanfälle, bei denen sehr große Mengen hochkalorischer Nahrung verzehrt werden. Im Gegensatz zu Bulimie und Anorexie wird kein gegensteuerndes Verhalten gezeigt. Die hohe Kalorienzufuhr führt häufig zu einem starken Anstieg des Gewichts. Ein weiteres Merkmal dieser Störung ist, dass Binge Eating häufig mit verminderter körperlichen Aktivität einhergeht, was Übergewicht begünstigt. Binge Eating ist die bisher am wenigsten erforschte Essstörung, weshalb Auslöser und Gründe noch nicht in ihrer Vielfalt bekannt sind.
Wie werden Essstörungen behandelt?
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Die Behandlung von Essstörungen erfolgt häufig in Zusammenarbeit von Medizinern, Ernähungswissenschaftlern/ Diätassistenten und Psychotherapeuten und kann stationär oder ambulant erfolgen. Hierbei werden die unterschiedlichen, oft sehr individuellen Ursachen für eine Essstörung, berücksichtigt. Die wesentlichen Punkte, die eine Behandlung im Regelfall umfasst, sind:
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Eine Gewichtszunahme sowie die Behandlung körperlicher Begleitsymptome
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Ernährungsberatung und Therapie
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Individuelle Psychotherapie
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Elternberatung und/oder Familientherapie
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Behandlung von Störungen z.B. Depression, die zusätzlich im Verlauf auftreten
Je nach Schwere der Erkrankung können sich der Verlauf, die Dauer und die genaue Ausgestaltung der Therapie wesentlich voneinander unterscheiden.
Was ist eine stationäre Behandlung?
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Stationäre Behandlungen erfolgen im Krankenhaus und dauern im Regelfall vier bis zwölf Wochen. Hierbei sind die Erkrankten auf einer Station untergebracht, die ein, spezifisch auf die Störung ausgerichtetes, Therapieprogramm anbietet. Hierzu zählen neben psychotherapeutischen Einzelgesprächen sowie ärztlichen Untersuchungen auch Gruppentherapien wie beispielsweise Kunsttherapie, Ergotherapie, Theatertherapie, Musiktherapie. Viele Kliniken bieten außerdem Kochtherapie sowie therapeutisch begleitete Essgruppen an. Informationen über geeignete, wohnortnahe Kliniken erhält man zum Beispiel auf der Internetseite des Bundesfachverbands für Essstörungen oder hier. Eine endgültige Aufnahme in einer Klinik erfolgt über die Einweisung eines niedergelassenen Kassenarztes oder, in dringenden Fällen, direkt über die Notaufnahme der jeweiligen Klinik.
Was ist eine ambulante Behandlung?
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Bei einer ambulanten Therapie handelt es sich um ein aufsuchendes Setting, das heißt, die Betroffenen nehmen wöchentliche Termine bei einem niedergelassenen Psychotherapeut, Ernährungsberater oder Facharzt wahr. Je nachdem, für welches psychotherapeutische Verfahren man sich entscheidet, läuft die Therapie sehr unterschiedlich ab. Die Verhaltenstherapie arbeitet typischerweise mit sogenannten Essensprotokollen, in denen die Erkrankten jede Mahlzeit am Tag dokumentieren, aber auch wie sie sich beim Essen gefühlt haben, wo sie gegessen haben oder mit wem. Darüber hinaus sind außerdem feste Essregeln und Vereinbarungen zur Gewichtssteigerung (bei Magersucht) oder Abstinenz von gegensteuernden Maßnahmen Teil der Verhaltenstherapie. Die Tiefenpsychologie sowie die Analyse setzen weniger an den konkreten Symptomen, als an den darunter liegenden Konflikten an, welche in der Therapie zunächst bewusst gemacht und dann bearbeitet werden.
Welche Therapieformen gibt es?
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Kognitive Verhaltenstherapie
Grundannahmen: Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) geht davon aus, dass zwischen dem was wir denken, wie wir uns fühlen und wie wir uns verhalten ein enger Zusammenhang besteht. Das heißt: eine Veränderung von bestimmten eingefahrenen Denkmustern kann auch zu einer Veränderung unseres Verhaltens oder Befindens führen. Hierbei soll uns die KVT helfen.
Ziele: Im Vergleich zu anderen Therapieformen beschäftigt sich die KVT weniger mit der Vergangenheit. Ziel ist es viel mehr die Probleme im Hier und Jetzt anzugehen und konkrete Lösungen für aktuellen Beschwerden zu finden. Dies geschieht meist in Form von kleinen Alltagsaufgaben mit deren Hilfe z.B. neue Verhaltensweisen geübt werden können. Jemand mit einer Phobie lernt zum Beispiel den schrittweisen Umgang mit seinen Ängsten, indem er oder sie sich diesen immer wieder stellt.
Sitzungen pro Woche: in der Regel einmal pro Woche
Dauer der Therapie: 25 - 80 Stunden
Psychoanalyse
Grundannahmen: Die analytische Psychotherapie geht auf die Psychoanalyse (PA) Sigmund Freuds zurück. Sie geht davon aus, dass bestimmte Erinnerungen an Lebensereignisse und die damit verbundenen negativen Gefühle ins sogenannte “Unbewusste” verdrängt werden und somit nicht mehr zugänglich für uns sind. Diese verdrängten Gefühle können aber auch dazu führen, dass es uns schwer fällt, bestimmte Entwicklungsschritte, zum Beispiel den Übergang in die Pubertät, zu bewältigen. Hieraus können sich dann Beschwerden in der Gegenwart entwickeln.
Ziele: Ziel der PA ist es, sich verdrängte Gedanken und Gefühle bewusst zu machen. Hierzu werden Konflikte aus unserer Kindheit erneut “durchlebt”, wobei der Therapeut eine Art Projektionsfläche für unsere Gefühle darstellt und diese für uns deutet oder klärt, und sie somit in einen Zusammenhang zu unserer Lebensgeschichte stellt. In der PA bestimmen immer die Patienten, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelt, indem wir möglichst unbefangen alles sagen, was uns durch den Kopf geht.
Sitzungen pro Woche: in der Regel 2-3 pro Woche
Dauer der Therapie: 160 - 300 Stunden
Tiefenpsychologische Psychotherapie
Grundannahmen: Die tiefenpsychologische Psychotherapie (TP) ist aus der Psychoanalyse entstanden. Auch hier wird davon ausgegangen, dass unsere frühen Lebenserfahrungen entscheidend dafür sind, wie wir uns heute fühlen. In der TP versuchen wir gemeinsam mit dem Therapeuten oder der Therapeutin einen zentralen Konflikt aus unserer Kindheit zu erkennen, der bestimmt, wie wir uns selbst sehen und wie wir unsere Beziehungen gestalten. Ein Konflikt entsteht immer dann, wenn wir uns Wünsche, zum Beispiel den Wunsch nach Unabhängigkeit aufgrund bestimmter Ängste, zum Beispiel der Angst, allein zu sein, nicht erfüllen können. Diese inneren Konflikte können in der Gegenwart z.B. durch eine schmerzliche Erfahrung wie eine Trennung reaktiviert werden, was dann dazu führen kann, dass wir Symptome entwickeln.
Ziele: Tiefenpsychologisch arbeitende Psychotherapeuten helfen uns, die unbewussten Faktoren unserer psychischen Beschwerden herauszufinden. Über das Verständnis unserer inneren Konflikte soll indirekt eine Verhaltensveränderung herbeigeführt werden, um unser Leben gesünder und weniger belastend gestalten zu können. Im Vergleich zur PA beteiligt sich der Therapeut oder die Therapeutin aktiver an den Sitzungen und legt konkrete Ziele für die Therapie fest.
Sitzungen pro Woche: in der Regel 1-2 pro Woche
Dauer der Therapie: 25 - 100 Stunden
Essen als Lifestyle-Trend
Vegetarismus
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Der Vegetarismus ist eine Ernährungsweise, die den Verzehr von Fleisch - und häufig auch Fisch - ablehnt. Diese Ernährungsweise ist in vielen asiatischen Ländern kulturell verankert und lässt sich auf religiöse Motive zurückführen. Der Buddhismus sowie auch der Hinduismus in Indien sind Beispiele für diese Lebensform. Mit der stärkeren Etablierung von asiatischen Lehren in Europa wie zum Beispiel Yoga und Meditation sowie der politischen Grünen Bewegung der 1980er Jahre, die einen ethisch bewussten Umgang mit tierischen Erzeugnissen fordert, hat sich der Vegetarismus in der europäischen Gesellschaft etabliert.
Veganismus
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Die Idee der veganen Ernährungsweise ist dem Vegetarismus entsprungen und ist als eine radikalere Form einzustufen. Der Veganismus ist vorrangig ethisch-moralisch motiviert und lehnt hierbei alle Formen tierischer Erzeugnisse ab. Neben dem Verzicht auf Fisch und Fleisch werden alle Lebensmittel tierischen Ursprungs gemieden. Hierunter fallen auch alle Milchprodukte sowie Honig. Die vegane Ernährung ist besonders bei jungen Menschen sehr beliebt und wird in vielen Kreisen als besonders cool angesehen.
Paleo
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Die Paleo-Diät wird auch die Steinzeitdiät genannt. Das trifft im wesentlichen den Kern dieser Ernährungsweise, da man versucht, die Ernährung der Steinzeit im heutigen Kontext abzubilden. Das heißt, dass man bevorzugt rohe, unverarbeitete Lebensmittel isst. Die Grundpfeiler dieser Ernährung bilden Fleisch und Fisch sowie alles, was sich damals sammeln ließ (z.B. Samen, Beeren, Nüsse und Pilze). Getreide, Milchprodukte sowie Zucker werden hingegen strikt abgelehnt, da diese Energiequellen in der Steinzeit noch nicht kultiviert wurden. Besonders junge, figurbewusste Menschen folgen diesem Trend und meinen, so den Urzustand des Körpers zu erreichen.
Intoleranzen
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Seit geraumer Zeit sind Intoleranzen in aller Munde. Unter diesem Begriff zählt man Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz und Glutenunverträglichkeit. Neben tatsächlich betroffenen Bevölkerungsgruppen ist es besonders bei jungen Menschen modern geworden, eine Intoleranz zu leben. Studien belegen, dass ein viel geringerer Anteil als offiziell behauptet, tatsächlich eine medizinisch bestätigte Unverträglichkeit hat. Dennoch ist es wichtig, mögliche Intoleranzen nicht zu verharmlosen, sondern einen Facharzt aufzusuchen und sich abzusichern.
’Low/No-Carb und High-Protein’-Diäten
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In den letzten Jahren sind Diäten, die auf geringe Kohlenhydrate und eine gesteigerte Zufuhr an Proteinen bauen, sehr beliebt geworden. Der Hintergrund hierfür ist, dass dieser Essensweise nachgesagt wird, dass sie sich gewichtsreduzierend auswirkt. Viele Prominente sowie Blogs bewerben diese Diät, weshalb der Nachahmungseffekt in der Bevölkerung stark angesprungen ist. Besonders gesundheits- und figurbewusste Jugendliche sind für diese Einflüsse offen und versuchen häufig, diese Leitlinien zu Hause umzusetzen.
Mediterrane Diät
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Die ballaststoffreiche Mischkost mit gesunden Fetten und vielen frischen Zutaten sollen schlank machen, die Blutfette regulieren und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern. Das langsame, entspannte Essen gibt dem Körper Zeit, in Ruhe satt zu werden. Gemüse, Obst und Salat tun der Verdauung gut. Das Konzept ist eher eine gesunde Ernährungsform als eine Diät. Das Frühstück sollte man sich allerdings nicht bei den Südländern abschauen. Oft wird nur eine Tasse Kaffee getrunken und Gebäck verzehrt – hier sollte mit Müsli oder Joghurt ergänzt werden.
Nordische Diät
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Die ballaststoffreiche Mischkost mit gesunden Fetten und vielen frischen Zutaten sollen schlank machen, die Blutfette regulieren und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern. Das langsame, entspannte Essen gibt dem Körper Zeit, in Ruhe satt zu werden. Gemüse, Obst und Salat tun der Verdauung gut. Das Konzept ist eher eine gesunde Ernährungsform als eine Diät. Das Frühstück sollte man sich allerdings nicht bei den Südländern abschauen. Oft wird nur eine Tasse Kaffee getrunken und Gebäck verzehrt – hier sollte mit Müsli oder Joghurt ergänzt werden.
Wissenswertes & Praktisches
Wie finde ich einen ambulanten Psychotherapeuten?
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Der Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen bietet auf seiner Website einen Therapeutensuchdienst an.
Wie vereinbare ich ein Vorgespräch?
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Seit dem 01.04.2017 haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf die Vermittlung eines Termins zur psychotherapeutischen Versorgung. Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereininigungen aller Bundesländer unterstützten Patienten dabei, so schnell wie möglich einen Termin für ein Erstgespräch im Rahmen der psychotherapeutischen Sprechstunden sowie für eine im Anschluss eventuell erforderliche Akutbehandlung zu vereinbaren. Die Wartezeit zwischen Anruf und Termin beträgt maximal vier Wochen.
In dem Erstgespräch klärt der Therapeut oder die Therapeutin ab, ob ein Verdacht auf eine seelische Krankheit vorliegt und die Patientin eine psychotherapeutische Behandlung benötigt oder ob ihm mit anderen Unterstützungs- und Beratungsangeboten geholfen werden kann. Für eine Terminvermittlung zu einem Erstgespräch ist keine Überweisung erforderlich.
Die Akutbehandlung ist eine Behandlung im Anschluss an die o.g. psychotherapeutische Sprechstunde und hat zum Ziel, Patientinnen und Patienten mit akuter psychischer Symptomatik zu entlasten und deren Fixierung oder Chronifizierung zu vermeiden. Für eine Terminvermittlung zur Akutbehandlung muss ein Befundbericht eines Psychotherapeuten vorliegen, in welchem die Akutbehandlung ausdrücklich empfohlen wird. Diesen Befundbericht („Individuelle Patienteninformation zur ambulanten psychotherapeutischen Sprechstunde “) erhält die Patientin nach den abgeschlossenen psychotherapeutischen Sprechstunden.
Was bezahlt die Krankenkasse?
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Psychotherapie ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Das bedeutet, dass die Therapiekosten von der Krankenkasse bezahlt werden. Psychotherapeuten müssen bestimmte Merkmale erfüllen, damit sie mit den gesetzlichen Kassen abrechnen können. Sie müssen: a) approbiert sein, also eine staatliche Behandlungserlaubnis besitzen; b) zur “kassenärztlichen Versorgung” zugelassen sein und c) ein psychotherapeutisches Verfahren anwenden, das sich wissenschaftlich als wirksam erwiesen hat und zugelassen ist (“Richtlinienverfahren”). Zu diesen Verfahren gehören in Deutschland: 1) die Verhaltenstherapie, 2) die Psychoanalyse und 3) die tiefenpsychologisch fundierte Therapie.
Was bieten Beratungsstellen an?
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In ambulanten Beratungsstellen erhalten Betroffene und Angehörige in einem persönlichen Gespräch Informationen und eine individuelle Hilfestellung, was sie tun und wie sie sich verhalten können. Zum Beispiel kann eine Beratung helfen zu entscheiden, ob eine Psychotherapie aufgesucht werden sollte und welche Angebote es gibt. Hierzu kann zunächst eine psychologische Diagnose erfolgen. Im Anschluss bekommen die Hilfesuchenden dann Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten ambulanten oder stationären Therapieplatz mit Klärung der Kostenübernahme. Viele Beratungseinrichtungen bieten auch selbst psychotherapeutische Behandlungen an. So kann beispielsweise auch die Wartezeit für einen beantragten Therapieplatz überbrückt werden. Manche Beratungsstellen führen außerdem Gestalt-, Kunst-, oder Körpertherapie, Ernährungsberatung, Psychodrama oder Entspannungsverfahren durch. Die Beraterinnen und Berater unterstehen der Schweigepflicht. Eine Beratung kann auch anonym, also ohne Angabe des Namens oder am Telefon erfolgen. Neben Beratungsangeboten öffentlicher Träger wie zum Beispiel den städtischen Gesundheitsämtern bieten auch freie Träger ambulante Beratungen zu Essstörungen an. Die Beratung in einer staatlichen Beratungsstelle ist in den meisten Fällen kostenlos.
Wie können Betroffene unterstützt werden?
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In Beratungsstellen mit einem Schwerpunkt auf Essstörungen erhält man ausführliche Informationen dazu, wie man idealerweise mit Angehörigen oder Freunden umgeht, die unter einer Essstörung leiden. Überredungskünste oder Zwang führen leider meist nicht zum erwünschten Ergebnis. Viel eher ist es wichtig, den Betroffenen zu zeigen, dass man sie sorgt und bereit ist, sie tatkräftig zu unterstützen.
Wo finden Angehörige Hilfe?
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Eine Essstörung kann sich auch auf das Wohlbefinden von Angehörigen der Betroffenen auswirken. In Selbsthilfegruppen können sich diese über ihre Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig unterstützen und die eigenen Gefühle in Bezug auf die Erkrankung und deren Einfluss auf Alltag und Zusammenleben zum Thema machen. Hilfreiche Tipps für den Umgang mit Krisen erhalten Angehörige von anderen Angehörigen oder Betroffenen auch per Telefon oder E-Mail.
Wie ernährt man sich gesund?
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Gesunde Ernährung ist vielschichtig. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt drei Haupt- sowie zwei Zwischenmahlzeiten (Snacks) am Tag. Eine vollwertige Ernährung liefert Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Außerdem ist es besonders wichtig, genügend Flüssigkeit (Wasser oder Tee) zu sich zu nehmen. Mehr Informationen zu gesunder Ernährung findet man hier und hier.
Was ist Orthorexie?
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Bei der Orthorexie handelt es sich nicht um eine eigenständige Krankheit. Anders als bei der Magersucht beschäftigen sich die Betroffenen nicht vor allem mit einer möglichst geringen Essensmenge, sondern konzentrieren sich fanatisch auf die Qualität ihrer Nahrung. So werden ausschließlich solche Lebensmittel verzehrt, die subjektiv als gesund und rein empfundenen werden. Oft versuchen Betroffene auch Familie und Freunde von ihren rigiden Vorstellungen einer gesunden Ernährung zu überzeugen. Um sicher zu gehen, dass sie ihrem System stets treu bleiben können, bringen Betroffene in die Arbeit oder zu Einladungen gerne ihre eigenen Speisen mit. Häufig kann eine Orthorexie der Beginn einer krankheitswertigen Essstörung sein.
Muss eine Essstörung behandelt werden?
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Essstörungen sind ernstzunehmende Erkrankungen, die einen hohen Leidensdruck verursachen, langfristig zu körperlichen Schäden führen und sogar lebensbedrohlich werden können. Den Betroffenen ist es nicht möglich die Symptomatik aus eigener Kraft zu überwinden. Daher sollte eine Essstörung in jedem Fall behandelt werden. Üblich sind eine stationäre oder ambulante Therapie, in die verschiedene Disziplinen wie Psychotherapie, Medizin und Ernährungsberatung eingebunden werden.
Hunger und Essstörungen?
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In der Regel verspüren Menschen mit einer Magersucht oder auch Bulimie ein Hungergefühl, welches aber unterdrückt oder bekämpft wird, zum Beispiel, indem viel Wasser getrunken oder sehr langsam gegessen wird. Appetitverlust kann vielmehr ein Symptom anderer psychischer Erkrankungen sein wie zum Beispiel der Depression. Auch körperliche Ursachen, wie hormonelle Veränderungen, sind denkbar.
Wie kann Rückfällen vorgebeugt werden?
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Rückfällen kann nur vorgebeugt werden, wenn Betroffene und Angehörige für sogenannte “Frühwarnzeichen” sensibilisiert werden, also für solche Verhaltensveränderungen, die auf eine Verschlechterung des gesundheitlichen Zustands hindeuten. Nur so können zeitnah geeignete therapeutische Maßnahmen ergriffen werden. Außerdem ist es wichtig, dass Betroffene und Angehörige die individuellen Risikofaktoren für einen Rückfall kennen, um diese weitestgehend vermeiden zu können.
Was ist eine "Fressattacke"?
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Während sogenannten “Essanfällen” verzehren die Betroffenen große Mengen an hochkalorischen Lebensmitteln und Getränken. Hierbei empfinden die Betroffenen meist einen Kontrollverlust und können ihr Verlangen nicht mehr steuern. Anschließend kommt es dann zu großen Schuldgefühlen, sowie Ekelgefühl und Angst davor zuzunehmen. Dies führt wiederum zu gegensteuernden Maßnahmen.
Validierte Tests (interaktiv!)
BMI-Rechner
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Die Abkürzung BMI steht für Body-Mass-Index. Der Index bewertet das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Der BMI wird häufig verwendet, um gesundes von ungesundem Körpergewicht zu unterscheiden. Ein BMI unter 18.5 wird als untergewichtig eingestuft. Ein BMI zwischen 18.5 und 24.9 wird allgemein als gesund erachtet. Werte von 25 bis 29.9 gelten als übergewichtig und ab 30 spricht man von Adipositas. Der Index besitzt jedoch keine universelle Gültigkeit und unterliegt einschränkenden Faktoren, wie zum Beispiel der fehlenden Unterscheidung zwischen Muskel- und Fettanteil eines Menschen. Somit sollte das Maß lediglich als grober Richtwert verstanden werden.
BMI:
SCOFF-Test
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Übergibst du dich, wenn du dich unangenehm voll fühlst?
Machst du dir Sorgen, weil du manchmal nicht mit dem Essen aufhören kannst?
Hast du in der letzten Zeit mehr als 6kg in 3 Monaten abgenommen?
Der SCOFF-Fragebogen ist ein validierter Kurzfragebogen, der international eingesetzt wird, um Essstörungssymptome zu identifizieren. Der Name ist ein Akronym für die Anfangsbuchstaben der verwendeten fünf Fragen. Das Ergebnis des Fragebogens ist nicht mit einer gesicherten Diagnose gleichzusetzen. Auffälligkeiten bedürfen der vertiefenden Prüfung durch einen Mediziner. Darüber hinaus eignet sich der SCOFF-Fragebogen nicht zur Unterscheidung, welche Art von Essstörung vorliegen könnte.
Auswertung
Hier erscheint deine Auswertung, sobald du den Test gemacht hast.
Findest du dich zu dick, während andere dich zu dünn finden?
Würdest du sagen, dass Essen dein Leben sehr beeinflusst?